Das System Latoni


Wer ist Carl Eitz?

Carl Eitz, Musikpädagoge und Volksschullehrer (1848-1924) in Eisleben, ersann sich die - nachfolgend Latonisation genannte - Tonbenennung. Er wollte seinen Schülern eine Tonbenennung zur Verfügung stellen, die sangbar ist und möglichst viele Informationen über den Charakter der Töne zueinander enthält.

 

Wie funktioniert das System?

Jedem chromatischen Halbton hat Carl Eitz einen Konsonanten zugewiesen, wechselnd von Augenblickslaut (x) zu Dauerlaut (o):


c

cis

d

dis

e

f

fis

g

gis

a

ais

h

b

r

t

m

g

s

p

l

d

f

k

n

x

o

x

o

x

o

x

o

x

o

x

o



Beim Konsonanten l anfangend ordnet er die fünf Vokale a e i o u so zu, dass beim Ganztonschritt zum nächsten Vokal geschritten wird, beim Halbtonschritt der Vokal gleicht bleibt. Damit sind die Halbtonschritte sofort sichtbar und logisch.

 

Beispiel G-Dur (La-Dur). Die gleichbleibenden Vokale und die gleichbleibenden Farben lassen den Aufbau der Tonsprache erkennen.

Für den Schüler bleibt der Aufbau des Systems vorerst unwichtig. Er kann mit der Zeit aus der Anwendung heraus die Logik selbständig nachvollziehen.


Was sind die Vorteile des Systems?

 

  • Das Blattsingen fällt leicht.
  • Die präzise Beheimatung des Tones fördert die Intonationssicherheit.
  • Das Gehirn lernt von selbst über die Sprechmotorik.
  • Der Schüler wird auf musikalischem Gebiet alphabetisiert. Er erhält ein Werkzeug, das ihm schon früh zum selbständigen Arbeiten dient.
  • Schon mit Grundschülern können mit Hilfe des Systems Bereiche der Musiktheorie erarbeitet werden.
  • Musiktheoretische Kenntnisse werden durch das System erlebbar. Es sind keine komplizierten theoretischen Erklärungen notwendig. Solche können auf höherer Stufe ergänzend eingesetzt werden und sind dann aus dem Erleben heraus leicht verständlich.

Warum ist das System nicht mehr verbreitet?

Die Verbreitung des Systems ist wahrscheinlich daran gescheitert, dass Eitz das System zur

Methode erhoben hat und ganze Schulsingfibeln ohne Notenbild, nur mit geschriebenen Tonsilben herausgegeben hat, womit er auf Widerstand stiess. Uns ist heute ganz klar, dass sich Notenschrift und Latonisation ergänzen müssen.

 


Solmisation und Latonisation im Vergleich

In beiden Systemen wird für eine Silbe je ein Konsonant und ein Vokal verwendet

 1. Die Solmisation verwendet nur vier Vokale. Die Verteilung der Konsonanten und Vokale ist willkürlich; sie ergibt keinen Sinn. Die Latonisation verwendet alle fünf Vokale. Der Halbtonschritt wird sowohl durch den gleichbleibenden Vokal, als auch, bei den Konsonanten, durch den Wechsel vom Dauerlaut zum Augenblickslaut - oder umgekehrt - deutlich gemacht. Die Tonsprache der Latonisation stimmt mit den musikalischen Gegebenheiten überein, sodass das Hirn automatisch über die Sprechmotorik lernt. 

 

2. Beim Wechsel in eine neue Tonart ändert die graphische Darstellung. Während die Solmisation für ein neues Notenbild und einen neuen Ton das gleiche Wort verwendet, behält bei Eitz jeder Tonseinen Namen. Im obigen Beispiel ändert sich für den Latonisierenden lediglich ein Ton: su wird durch pa ersetzt, damit der Halbtonschritt am richtigen Ort ist. Für den Solmisanten gelten zwar noch die Tonabstände zueinander, aber er muss sich auf eine neue Tonfrequenz und ein neues Notenbild umstellen.